Lange Zeit war Tirol nicht mehr als ein ungastlicher Landstrich, den Reisende zwischen Süden und Norden mühsam zu überwinden hatten: vor 2000 Jahren quälten sich die römischen Legionen über die Alpen um Germanien zu erobern.
Deutsche Kaiser reisten später in umgekehrter Richtung zur Krönung nach Rom, und vom Mittelalter bis weit ins 19 Jahrhundert hinein waren Brenner und Reschenpaß für Kaufleute wichtige, aber oft verfluchte Handelsrouten. Dass Tirol mehr ist, als ein Land zum Durchreisen, hat sich erst später herumgesprochen. Seit der Jahrhundertwende kommen mehr und mehr Urlauber in dieses österreichische Kernland.
Jahrhundertelang war der Inn, der das Land von West nach Ost wie ein blaues Band durchzieht, als Wasserstraße der wichtigste Wirtschaftsfaktor Tirols. Er und sein Tal machten die Blüte der Landeshauptstadt Innsbruck oder der Bergbaustädte Hall und Schwaz im Mittelalter überhaupt erst möglich – als Transportweg für die Erträge des Bergbaus, vor allem Salz und Silber.
An die Stelle des Bergbaus sind heute längst Skisaison Bergtourismus getreten, und Ortsnamen wie Kitzbühel oder Obergurgl sagen den meisten Menschen mittlerweile mehr als Schwaz oder Hall. Vom Fremdenverkehr lebt inzwischen die Mehrzahl der Tiroler, direkt oder indirekt.
Ihren Bergen sind die Menschen, die hier wohnen, in tiefer Heimatliebe verbunden. Die mächtigen Gebirgszüge der Tiroler Alpen waren Inspirationsquelle für eine reiche Kunst und Kultur und bieten Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen. Die Berge sind der größte Schatz und gleichzeitig das ewige Sorgenkind der Tiroler und sie ziehen Fremde fast magisch an; ihretwegen ist Tirol zu einer der begehrtesten Urlaubsregionen ganz Europas geworden.
Was im Winter die Skifahrer anzieht, lockt im Sommer Wanderer und Bergsteiger herbei: die Tiroler Berge haben so gut wie immer Saison. Die Touristen genießen nicht nur die herrliche abwechslungsreiche Landschaft, sondern auch die gute Luft und das gute Essen, zum Beispiel beim volkstümlichen Knödelfest in Sankt Johann am Wetterstein. Die Tiroler sind bei aller Fröhlichkeit ein frommes Volk und feiern ihre religiösen Feste mit Inbrunst und Prunk. Je abgeschiedener die Bergtäler, desto origineller und farbenfroher sind die Bräuche. Zum Teil stammen sie sogar noch aus vorchristlicher Zeit, wie das Thaurer Mullerlaufen, bei dem die Männer verkleidet und mit Faschingsmasken durchs Dorf laufen.
Gibt es zu wenig Schnee jammern die Wintergäste, schneit es zu viel jammern die Skifahrer und Autofahrer, weil Pisten und Strassen gesperrt werden. Hallo, man muß nicht im Winter in die Alpen fahren, man kann aber dann muß man auch Wetterkapriolen eines Hochgebirges in Kauf nehmen.